Mit Firefox 145 sollen am 11. November 2025 wichtige Datenschutzverbesserungen eingeführt werden, die Browser-Fingerprinting unterbinden – eine weit verbreitete und versteckte Tracking-Technik, mit der Websites die Nutzerinnen und Nutzer selbst dann identifizieren können, wenn Cookies blockiert sind oder das Surfen im privaten Modus stattfindet. Mozilla positioniert sich damit erneut als Vorreiter beim Datenschutz. Doch während Mozilla sich öffentlich als Hüter der Privatsphäre präsentiert, wächst die Kritik, dass das Unternehmen selbst zunehmend datengetriebene und KI-basierte Funktionen integriert, die neue Fragen aufwerfen.
Was ist Fingerprinting?
Beim sogenannten Browser-Fingerprinting sammeln Websites technische Merkmale des Endgeräts: Auflösung, Grafikkarte, Zeitzone, installierte Schriftarten oder Touch-Funktionalität. Zusammengenommen ergeben diese Informationen einen eindeutigen digitalen Fingerabdruck, mit dem Nutzer auch ohne Cookies wiedererkannt werden können. Ein solcher einzigartiger Fingerabdruck ermöglicht es, Nutzerinnen und Nutzer kontinuierlich und unbemerkt zu identifizieren und sie ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung über Monate hinweg zu verfolgen.
Mozilla sieht darin einen der größten verbliebenen Schwachpunkte im Online-Datenschutz. Mit dem aktuellen Firefox-Update sollen neue Schutzmechanismen die Wiedererkennbarkeit um etwa 50 Prozent verringern. Zunächst greifen sie im privaten Modus und im strengen Tracking-Schutz (ETP Strict).
Mehr Schutz – allerdings mit technischen Grenzen
Firefox reduziert künftig gezielt, wie viele Systemdetails Websites auslesen können. Manche Werte werden vereinheitlicht, andere komplett blockiert. Damit soll Fingerprinting schwerer werden, ohne dass Webseiten oder Webanwendungen ihre Funktionalität verlieren.
Mozilla betont, man wolle „smarte Schutzmechanismen“ bieten, die automatisch wirken, ohne dass Nutzende etwas konfigurieren müssen – ein Schritt, den viele Datenschützer begrüßen.
Widersprüche in der Datenschutzstrategie
Allerdings ist Mozillas Datenschutzimage nicht ganz widerspruchsfrei. Der Konzern hat in den vergangenen Monaten verstärkt auf künstliche Intelligenz gesetzt – etwa durch Firefox Suggest, eine Funktion, die beim Tippen im Adressfeld Inhalte und Suchvorschläge anbietet, und künftig auch KI-gestützte Assistenten testet.
Kritiker warnen, dass solche Features neue Datenflüsse erzeugen: Suchbegriffe oder Browserverläufe könnten zur Analyse oder Verbesserung der Dienste verwendet werden. Zwar verspricht Mozilla Transparenz und lokale Datenverarbeitung, doch unklar bleibt, wie viel Kontrolle Nutzer tatsächlich haben – und wie unabhängig das Unternehmen von großen KI-Partnern bleibt.
Zudem betreibt Mozilla Kooperationen mit Suchmaschinenanbietern, die ihrerseits Daten für Werbung nutzen – ein Zielkonflikt, der mit dem Datenschutzversprechen des Unternehmens schwer vereinbar erscheint.
Mit den neuen Fingerprinting-Schutzmechanismen stärkt Mozilla den technischen Datenschutz in Firefox spürbar und setzt ein wichtiges Signal gegen intransparente Tracking-Methoden. Doch die Richtung des Unternehmens ist ambivalent: Während der Browser sich nach außen als Schutzschild gegen Datensammelwut positioniert, öffnet Mozilla gleichzeitig die Tür zu neuen datenbasierten und KI-gestützten Funktionen.
Ob das langfristig mit dem eigenen Anspruch an Privatsphäre vereinbar ist, bleibt offen – und wird darüber entscheiden, ob Firefox weiterhin als glaubwürdige Alternative im Datenschutz gelten kann.
Weiterführende Quellen:
https://blog.mozilla.org/en/firefox/fingerprinting-protections
https://developer.mozilla.org/de/docs/Mozilla/Firefox/Releases/145
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