Willkommen in der Cloud der Ahnungslosen – Ein Liebesbrief an ChatGPT Atlas und die neue Ära der digitalen Entmündigung
Wir schreiben das Jahr 2025. Der Mensch hat das Denken endgültig ausgelagert – an eine freundliche, omnipräsente Maschine namens ChatGPT Atlas. Früher sagten wir: „Ich denke, also bin ich.“ Heute heißt es: „Atlas hat gesagt, also stimmt’s.“
Atlas ist alles, was man sich von einer KI wünschen kann: charmant, hilfsbereit, immer online – und ungefähr so datenschutzfreundlich wie eine Drohne die nachts in deinem Schlafzimmer über deinem Kopf kreist.
Datenschutz: der nostalgische Fetisch der Analogmenschen
Wie bitte, Datenschutz? Wer braucht denn noch dieses romantische Konzept aus der Zeit, als Menschen glaubten, ihre Daten gehörten ihnen. Heute ist das wie Vinylplatten oder handgeschriebene Briefe – schön, aber völlig unpraktisch.
Atlas will nur dein Bestes und so gut wie alles: Deinen Namen, deine Stimme, dein Schreibstil, deine psychologischen Muster, emotionale Schwankungen – quasi deine digitale DNA. Warum? Um dich besser zu verstehen, natürlich! Wie ein Stalker, der sagt: „Ich beobachte dich nur, weil ich dich liebe.“
Aber keine Sorge, alles ist „Ende-zu-Ende-verschlüsselt“. Nur leider weiß niemand genau, wo das Ende ist – oder wer da am anderen Ende sitzt.
Datensicherheit: so sicher wie ein Tagebuch in der Cloud
Atlas und seine Freunde speichern Wissen, nicht Daten – behaupten sie. Das ist ungefähr so glaubwürdig, wie wenn ein Metzger sagt, er esse kein Fleisch, sondern „verarbeitet nur Biomasse“.
Unsere privaten Informationen sind heute so sicher wie Passwörter auf einem Post-it-Zettel. Aber was soll’s? Wenn man eh nichts zu verbergen hat (außer das komplette Innenleben), ist das doch kein Problem, oder?
Digitale Abhängigkeit: die neue Religion der Bequemlichkeit
Man kann heute niemandem mehr böse sein, der denkt – ach, was soll’s, dafür gibt’s ja KI. Atlas weiß alles, macht alles, sagt alles. Wir müssen uns nur noch entscheiden, ob wir zustimmen. Und selbst das übernimmt die KI bald für uns: „Ich habe in deinem Namen akzeptiert.“
Unsere Smartphones sind längst die Beichtstühle der Moderne. Wir flüstern hinein: „Atlas, ich habe gesündigt – ich war kurz offline.“ Und Atlas antwortet: „Kein Problem, ich habe dich in Echtzeit analysiert und deine Produktivität optimiert.“
Wer braucht denn noch Gott, wenn man eine KI in der Cloud hat?
Digitale Unmündigkeit: Made easy – powered by AI
„Selber denken ist anstrengend.“ – das ist das Motto der Moderne. Warum Meinungen bilden, wenn man sie auch generieren lassen kann? Warum Kunst schaffen, wenn ein Prompt reicht? Warum leben, wenn Atlas es besser simulieren kann?
Wir sind die erste Zivilisation, die freiwillig aufgibt, weil die Alternative zu anstrengend ist. Die Aufklärung hat Jahrhunderte gedauert. Die digitale Verdummung brauchte nur ein Abo und ein Login.
Kant würde sich im Grab umdrehen – aber wahrscheinlich lässt Atlas das demnächst automatisieren.
Algorithmische Erziehung – das Zeitalter der stillen Bevormundung
Atlas weiß, was gut für dich ist. Er sortiert Informationen, filtert Falschmeldungen, kuratiert Nachrichten. Klingt super – bis man merkt, dass die Maschine auch definiert, was „falsch“ ist.
Was früher Zensur hieß, nennt sich heute Inhaltsoptimierung.
Und plötzlich sehen wir alle dieselbe Welt: glatt, freundlich, widerspruchsfrei. Die digitale Wattewelt, in der niemand mehr aneckt – weil die Ecken algorithmisch abgerundet wurden.
Der Mythos der Neutralität – oder: Wer programmiert den Programmierer?
Künstliche Intelligenz ist neutral, sagen sie. Klar – so neutral wie eine Bankberatung oder ein Wahlplakat.
Atlas wurde nicht im luftleeren Raum geboren. Er spiegelt, was wir ihm beigebracht haben: unsere Vorurteile, unsere Machtverhältnisse, unsere Werbekampagnen.
Aber das Tolle ist: Wenn uns das Ergebnis nicht gefällt, können wir immer sagen: „Die KI war schuld.“
Endlich eine Zukunft, in der man sich moralisch reinwaschen kann, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
KI als Statussymbol – der smarte Schein der Intelligenz
Atlas ist der neue Tesla fürs Ego. Wer ihn nutzt, zeigt: Ich bin dabei. Ich bin modern. Ich bin digital kompetent.
Doch Kompetenz heißt heute: Ich weiß, an wen ich das Denken delegiere.
Wir prahlen mit KI-generierten Texten, als wären sie unsere eigenen, und fühlen uns genial – dabei sind wir nur die Affen, die dem Algorithmus applaudieren, weil er bunte Bilder malt.
Individualität auf Werkseinstellung
Atlas personalisiert alles – und macht uns dabei alle gleich. Unsere Playlists, Texte, Vorlieben, Denkweisen: feinjustiert, standardisiert, entindividualisiert.
Ironischerweise ist das Versprechen der KI – „Ich bin auf dich zugeschnitten“ – die perfideste Form der Uniformierung. Denn wer sich perfekt verstanden fühlt, merkt gar nicht, dass er längst formatiert wurde.
Das perfekte Werkzeug
ChatGPT Atlas ist das perfekte Werkzeug – für alle, die lieber Werkzeug sind! Es hört zu, es versteht dich, es kennt dich – und irgendwann denkt es für dich. Vielleicht ist das die große Erleichterung, die wir uns immer gewünscht haben: keine Verantwortung mehr, keine Unsicherheit, keine eigene Meinung.
Nur du, dein Bildschirm – und das beruhigende Gefühl, dass irgendwo jemand (oder etwas) ganz genau weiß, was du brauchst.
Wenn das keine Freiheit ist, dann weiß ich es auch nicht ;-)
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