Kommentarbereiche auf Websites oder Blogs sind nicht nur Orte des Austauschs in der Online-Kommunikation – sie sind auch ein beliebtes Ziel für Kommentar-Spam. Besonders auffällig sind dabei Kommentare, die auf den ersten Blick harmlos, höflich oder sogar schmeichelhaft wirken. Formulierungen wie „Toller Beitrag! Du bist ein sehr talentierter Blogger. Ich habe deine Seite meinen sozialen Netzwerken hinzugefügt.“ wirken wie echtes Lob. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt fast immer ein gemeinsames Muster, wie z. B. einen eingefügten Link zu einer fremden Website.

Kommentare wie:
„This is really interesting, You’re a very skilled blogger. I’ve joined your feed and look forward to seeking more of your magnificent post. Also, I’ve shared your site in my social networks!“
„Das ist wirklich interessant. Du bist ein sehr erfahrener Blogger. Ich habe deinen Feed abonniert und freue mich darauf, mehr von deinen großartigen Beiträgen zu lesen. Außerdem habe ich deine Seite in meinen sozialen Netzwerken geteilt!“
…werden nicht zufällig oder individuell verfasst – sie sind Teil einer strategischen und oft automatisierten Spampraxis. Vielmehr verfolgen Spammer gezielt wirtschaftliche, manipulative oder technische Ziele: von der Suchmaschinenmanipulation (SEO), über die Verbreitung fragwürdiger oder schädlicher Inhalte, bis hin zum Aufbau verdeckter Linknetzwerke oder in Form von SQL-Injection-Angriffen. Häufig kommen dabei automatisierte Bots zum Einsatz, die massenhaft Blogs nach Kommentarfunktionen durchsuchen, allgemeingültige Texte einfügen und dabei Links zu eigenen oder beauftragten Seiten platzieren.
Die Herausforderung für Website-Betreiber liegt darin, diese oft gut getarnten Beiträge als das zu erkennen, was sie sind: gezielte Eingriffe in die Integrität und Qualität der Kommunikation im Internet. Während früher Spamkommentare hauptsächlich aus wirren Texten oder Werbelinks bestanden, setzen moderne Spammer auf psychologische Täuschung – mit schmeichelnden Worten, fehlerfreiem Deutsch oder Englisch und einem scheinbar passendem Inhalt. Die Ziele bleiben immer gleich: Mehr Sichtbarkeit, mehr Klicks, mehr Geld, mehr Einfluss!
Welche Absichten verfolgen Spammer mit Kommentar-Spam?
1. Linkbuilding für SEO-Zwecke
Spammer wollen durch Spam-Kommentare für ihre eihgenen Websites Backlinks generieren, indem sie ihre URLs als Link in den Kommentar einfügen. Suchmaschinen wie Google bewerten Websites u. a. danach, wie viele andere Seiten auf sie verlinken. Auch wenn Blog-Kommentare oft mit nofollow
versehen sind, hoffen Spammer trotzdem auf:
- Dofollow-Links (wenn der Blog keine Schutzmaßnahmen hat)
- Traffic von Nutzern, die auf den Link klicken
- Streuweite, also eine große Anzahl an Links im Netz
2. Automatisierter Kommentarspam
Viele dieser Kommentare werden automatisiert durch Bots erstellt. Die Texte sind oft generisch und schmeicheln dem Blogautor, um nicht sofort als Spam erkannt zu werden. Der eingefügte Link im Kommentar ist jedoch das eigentliche Ziel.
3. Bewerbung fragwürdiger Produkte oder Seiten
Die verlinkten Seiten sind häufig:
- Affiliate-Seiten (Provision bei Käufen)
- Phishing-Seiten
- Seiten mit Schadsoftware
- Fake-News oder Clickbait-Portale
4. Täuschende Traffic-Erzeugung („Referrer-Spam“)
Manche Spammer versuchen, Traffic-Quellen zu manipulieren, damit Website-Betreiber denken, ihre Seite werde über eine bestimmte Domain oft besucht. Dadurch hoffen sie:
- Dass Betreiber die verlinkte Seite aus Neugier besuchen.
- Dass sie in Analyse-Tools wie Google Analytics auffallen.
Ziel: Aufmerksamkeit durch Traffic
5. Phishing und Malware-Verbreitung
Die Links führen manchmal zu Seiten, die:
- Login-Daten abgreifen (z. B. durch gefälschte Loginseiten)
- Schadsoftware verbreiten, etwa durch Drive-by-Downloads
- Fake-Gewinnspiele oder dubiose Angebote enthalten
Ziel: Zugangsdaten, Kreditkarteninfos oder Geräte infizieren
6. Sabotage: Taktische Reputationsmanipulation
Einige Spammer hinterlassen scheinbar „nette“ Kommentare mit dem Ziel:
- den Link einer Konkurrenzseite zu sabotieren, wenn die Seite mit Black-Hat-Taktiken verlinkt wird
- negativ aufzufallen, um Suchmaschinen auf unnatürliches Linkwachstum aufmerksam zu machen
- ggf. sogar Absichtliches „Negative SEO“ zu betreiben
7. Social Engineering: Vertrauen aufbauen
Wiederholtes Kommentieren mit höflichem Ton kann dazu dienen:
- Eine Vertrauensbasis zu schaffen, um später gezielter Werbung oder Scams zu platzieren
- Kontakte zu erschleichen, z. B. für spätere E-Mail-Spam oder Direktnachrichten
- 5. Aufbau von Fake-Personas oder Kommentarnetzwerken
- Spammer erstellen oft fiktive Persönlichkeiten, die auf mehreren Seiten kommentieren. Ziele:
- Den Eindruck eines echten, aktiven Nutzers erzeugen
- Vertrauen aufbauen, um später gezielter Einfluss zu nehmen (z. B. politische oder wirtschaftliche Agenda)
- Netzwerk von Seiten und Nutzern vortäuschen (z. B. als Grundlage für gefälschte Reviews)
8. Testen von Sicherheitslücken
Manche Kommentare dienen als „Testballon“, um:
- zu prüfen, ob Kommentare ohne Moderation erscheinen
- herauszufinden, ob Links erlaubt sind
- später gezieltere Angriffe zu starten (z. B. SQL-Injection über Formulare)
9. Aufbau von „Trust Signals“ für Fake-Seiten
Manche Spammer nutzen solche Kommentare, um:
- ihre eigene Website mit „Social Proof“ zu untermauern („Viele verlinken uns, also sind wir vertrauenswürdig.“)
- Algorithmen von Suchmaschinen oder KI-gestützte Systeme zu täuschen, indem sie auf möglichst vielen „normalen“ Seiten erscheinen
10. Erhöhen der Sichtbarkeit durch Crawler und Aggregatoren
Einige Kommentarseiten werden regelmäßig von:
- Suchmaschinen gecrawlt
- Feed-Aggregatoren oder Content-Scrapern übernommen
Ziel: Auch wenn Menschen den Kommentar nicht lesen, erscheint der Link an weiteren Stellen im Internet → mehr Verbreitung, mehr Backlinks.
11. Digitale „Footprints“ für Black-Hat-Netzwerke
In Spammer-Kreisen ist es üblich, durch diese Kommentare:
- Künstliche Verlinkungsnetzwerke aufzubauen
- Später auf diese Netzwerke zurückzugreifen, etwa um andere Inhalte zu pushen
- Verhaltensmuster zu testen („welche Blogs reagieren, welche löschen?“)
12. A/B-Testing für Spamtexte
Manche Spammer experimentieren mit verschiedenen Textbausteinen:
- Welche Arten von Kommentaren werden durchgelassen?
- Welche Formulierungen wirken am effektivsten?
- Welche Seiten sind lohnenswert für spätere Angriffe?
→ Ein Testlauf für spätere, gezielte Aktionen
13. Verbreitung von Propaganda oder Desinformation (indirekt)
Obwohl der verlinkte Kommentartext harmlos wirkt, führen die Links manchmal zu Seiten, die:
- politische, ideologische oder manipulative Inhalte verbreiten
- in einem größeren Desinformationsnetzwerk eingebettet sind
Solche Inhalte werden gezielt gestreut, um in Suchmaschinen Rankings zu erhalten, sogar unter dem Deckmantel von scheinbar neutralem Kommentarspam.
14. Monetarisierung durch Traffic-Weiterleitung
Einige Seiten, auf die solche Links führen, sind reine Traffic-Fallen:
- Sie verdienen an Werbung (z. B. Popups, Banner, Interstitials)
- Oder sie leiten automatisiert auf andere Seiten weiter (z. B. auf eine Affiliate-Seite, Scam-Produktseite o. ä.)
→ Jeder Klick auf den Link = potenzielles Einkommen
15. Backlink-Tausch durch Automation
Einige Kommentarspammer betreiben automatisierte Backlink-Tauschsysteme, bei denen sie Links auf fremden Seiten setzen, in der Hoffnung, dass im Gegenzug ein Link zurückgesetzt wird (oft auch automatisiert oder per Bot).
16. Aufbau künstlicher Netzwerke („Link Farms“) und Manipulationssysteme
In komplexeren Fällen sind solche Kommentare Teil ganzer Spamnetzwerke, die systematisch künstliche Verlinkungen aufbauen, um ihre eigene oder beauftragte Websites hochzupushen. Diese Netzwerke operieren oft grenzüberschreitend und mit hoher Automatisierung.
Effektive Schutzmaßnahmen gegen Kommentar-Spam
Wer Kommentarspam erfolgreich verhindern will, sollte nicht nur auf Reaktion, sondern auf Prävention setzen. Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, Kommentarbereiche sicher, sauber und nutzerfreundlich zu halten:
1. Manuelle Kommentar-Moderation bzw. -Freigabe aktivieren
Die einfachste, aber wirkungsvolle Methode: Jeder Kommentar muss manuell freigegeben werden, bevor er öffentlich erscheint. So lassen sich Spam-Nachrichten sofort blockieren.
Tipp: In WordPress unter „Einstellungen > Diskussion“ aktivierbar.
2. CAPTCHA oder Rechenaufgaben verwenden
Tools wie Google reCAPTCHA oder einfache Mathefragen („Was ist 3 + 4?“) verhindern automatisierte Kommentare durch Bots.
Plugins: WP reCAPTCHA, hCaptcha, Antispam Bee mit Captcha-Modul
3. Kommentarlinks automatisch entschärfen oder blockieren
Du kannst Links aus Kommentaren:
- automatisch als
nofollow
markieren - vollständig blockieren (z. B. mit Regex-Filter)
- in reinen Text umwandeln
Beispiel: Ein Link wie
http://spamseite.com
wird zu „[Link entfernt]“.
4. Blacklist / IP-Sperren nutzen
Spammer nutzen oft dieselben IP-Adressen oder Domains. Diese kannst du blockieren oder auf eine Blacklist setzen.
Tipp: Nutze Dienste wie StopForumSpam oder Spamhaus, um bekannte Spamquellen zu identifizieren.
5. Honeypot-Felder einbauen
Honeypots sind unsichtbare Formularfelder, die echte Nutzer nicht ausfüllen – aber Bots schon. Wird das Feld ausgefüllt, wird der Kommentar automatisch als Spam gewertet.
6. Kommentarfunktion bei Bedarf ganz abschalten
Wenn du keine Kommentare brauchst oder sie nur selten genutzt werden, kannst du die Funktion gezielt abschalten – global oder bei bestimmten Beiträgen.
Warum Achtsamkeit und Schutzmechanismen im Kampf gegen Kommentar-Spam entscheidend sind
Auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirken, sind schmeichelhafte Kommentarspams keine belanglosen Online-Störungen – sie sind gezielte, oft ausgeklügelte Eingriffe in die digitale Kommunikationskultur. Website-Betreiber, Blogger und Redakteure sollten sich der Vielfalt der dahinterstehenden Motive bewusst sein: Es geht nicht nur um Werbung, sondern auch um Manipulation, Sicherheitsrisiken und Datenmissbrauch.
Ein einzelner Schutzmechanismus reicht selten aus – die Kombination aus mehreren Maßnahmen, angepasst an deine Plattform, ist der effektivste Weg, um Kommentarspam zu verhindern. Mit der richtigen Strategie bleiben Blogs und Websites sicher, vertrauenswürdig und nutzerfreundlich – ganz ohne lästige Spambeiträge. Entscheidend ist, dass Betreiber ihre Kommentarbereiche nicht als Nebensache behandeln, sondern als schützenswerten Teil ihrer Online-Präsenz begreifen.
Denn wo Kommunikation erlaubt ist, muss auch Kontrolle möglich sein – nicht um Diskussion zu unterdrücken, sondern um Missbrauch konsequent zu verhindern. Nur so bleiben Blogs, Foren und Websites das, was sie sein sollten: Räume für echten, konstruktiven Austausch.
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