ChatGPT wird zur Plattform: OpenAI öffnet die Tür zur Datenökonomie

OpenAI erweitert ChatGPT um integrierte Apps. Künftig können Nutzer Apps direkt in der Chat-Oberfläche nutzen. Sie können Spotify-Playlists erstellen, Figma-Designs öffnen oder Expedia-Reisen buchen – alles direkt im Chat. Doch mit der neuen Funktion rückt OpenAI noch stärker ins Zentrum digitaler Interaktion. Was als Komfortgewinn präsentiert wird, könnte die Machtbalance im KI-Ökosystem nachhaltig verschieben.

Vom Assistenten zur Plattform

OpenAI hat am 6. Oktober 2025 angekündigt, dass ChatGPT künftig als Plattform für Drittanbieter-Apps fungieren wird. Nutzer können externe Anwendungen direkt im Chat starten – etwa mit Befehlen wie „Spotify, spiel meine Lieblingssongs“ oder „Zillow, zeig mir Wohnungen in Berlin“.

Der KI-Chatbot wird damit zum interaktiven Werkzeugkasten, der Text, Bild, Daten und Dienste verbindet. Zum Start kooperiert OpenAI mit Partnern wie Booking.com, Canva, Coursera, Figma, Spotify und Zillow. Weitere Apps sollen folgen, ebenso eine eigene Entwicklerplattform samt SDK.

Datenschutz: Zustimmung ja, Kontrolle unklar

OpenAI betont, der Datenschutz stehe im Mittelpunkt des neuen App-Modells. Nutzerinnen und Nutzer müssen beim ersten Start einer App zustimmen, welche Daten geteilt werden. Das soll Transparenz schaffen – doch wie tief der Schutz tatsächlich reicht, bleibt offen.

Denn OpenAI bleibt der zentrale Vermittler zwischen Nutzer, KI und Drittanbieter. Das Unternehmen könnte also potenziell ein vollständiges Bild darüber erhalten, welche Apps genutzt werden, mit welchen Daten interagiert wird und welche Aktionen folgen.

Zudem sind technische Sicherungsmaßnahmen gegen ungewollte Datenweitergabe bislang nur vage beschrieben. Eine angekündigte Funktion zur „granularen Kontrolle“ – die gezielte Freigabe bestimmter Daten – ist noch nicht verfügbar. Datenschützer dürften hier auf klare, überprüfbare Standards drängen.

Monetarisierung: Das Agentic-Commerce-Modell

Parallel bereitet OpenAI mit dem „Agentic Commerce Protocol“ ein neues Bezahlsystem vor. Es soll ermöglichen, Käufe und Transaktionen direkt im Chat durchzuführen. Entwickler könnten ihre Apps monetarisieren, etwa über Premiumfunktionen, Buchungen oder digitale Inhalte.

Damit etabliert OpenAI ein Geschäftsmodell, das stark an Apples App Store erinnert:

  • Das Unternehmen kontrolliert, welche Apps zugelassen werden.
  • Es kann über Gebühren und Sichtbarkeit entscheiden.
  • Und es schafft ein geschlossenes Ökosystem, das Abhängigkeiten zwischen Entwicklern, Nutzern und Plattform verstärkt.

Der Schritt eröffnet wirtschaftliche Chancen – birgt aber auch die Gefahr einer Kommerzialisierung der Nutzerinteraktion. Werbung, Produktplatzierungen oder KI-basierte Kaufempfehlungen könnten zunehmend Teil der Chat-Erfahrung werden.

Vertrauen wird zur entscheidenden Währung

Mit der Integration von Apps bewegt sich OpenAI in eine ähnliche Richtung wie große Plattformkonzerne der letzten Jahrzehnte. Die Strategie vereint technische Zentralisierung, ökonomische Kontrolle und Datenhoheit.

Das wirft grundlegende Fragen auf:

  • Wer kontrolliert die Plattform? OpenAI entscheidet, welche Apps zugelassen werden und welche Datenströme erlaubt sind.
  • Wie unabhängig sind Entwickler? Wer Reichweite will, muss sich den Regeln der Plattform beugen.
  • Wie souverän bleiben Nutzer? Zustimmungskästchen allein ersetzen keine echte Datenhoheit.

Die wachsende Integration externer Dienste macht ChatGPT mächtiger – aber auch anfälliger für Missbrauch, Intransparenz und kommerziellen Druck. Vertrauen wird damit zur entscheidenden Währung dieser neuen Plattform.

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